Am 26. April 2025 fand im Bildungsinstitut AKIS in der Josef-Baumanngasse, 1210 Wien, ein weiterer Workshop im Rahmen der von AKIS organisierten Veranstaltungsreihe gegen Extremismus statt. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Gewalt und Extremismus – Ursachen, Formen und Präventionsmöglichkeiten“ und wurde vom österreichischen Sozialministerium unterstützt. Ziel war es, das Bewusstsein für verschiedene Formen von Gewalt zu schärfen und Präventionsstrategien im Lichte islamischer und gesellschaftlicher Werte zu erarbeiten.
Obwohl ursprünglich 25 Teilnehmer angemeldet waren, nahmen letztlich über 35 Jugendliche und junge Erwachsene teil – darunter auch syrische und somalische Jugendliche. Ihre Teilnahme war zuvor durch die zuständigen Behörden genehmigt worden. Der Workshop begann um 11 Uhr und endete um 17 Uhr.
Begrüßung und Auftakt
Wie bei den vorangegangenen Veranstaltungen begann der Workshop in entspannter Atmosphäre mit Tee, Kaffee, Obst und kleinen Snacks. Dies bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, sich kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen.
Herr Ghousuddin Mir, Direktor des Bildungsinstituts AKIS, eröffnete die Veranstaltung mit einer herzlichen Begrüßung. In seiner Rede betonte er die gesellschaftliche Relevanz des Themas, insbesondere für Jugendliche mit Migrationshintergrund, die nicht selten strukturellen und individuellen Formen von Gewalt ausgesetzt seien.
„Wer sich mit Gewalt auseinandersetzt, muss auch die Ursachen verstehen – und lernen, wie man ihr gewaltfrei begegnet“, so Mir.
Thematische Einführung und Beiträge der Expert*innen
Im Anschluss stellte Herr Mir die eingeladenen Fachpersonen vor:
- Herr Mohammad Suleiman Eltizam, rechtlicher Berater bei AKIS
- Imam Saheb Rahman, einer der Imame der afghansichen Moschee in Wien
- Frau Maynat Kurbanova, Extremismusexpterin von BOJA
Die ExpertInnen beleuchteten das Thema Gewaltprävention aus juristischer, religiöser und gesellschaftlicher Perspektive:
- Herr Eltizam sprach über die verschiedenen Formen von Gewalt – physisch, psychisch, verbal und strukturell – und analysierte deren Ursachen. Dabei betonte er die Rolle islamischer Werte wie Geduld, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit: „Wer religiös handelt, darf niemals gewalttätig handeln. Religion ist kein Rechtfertigungsinstrument, sondern ein Weg zur Friedfertigkeit.“
- Imam Saheb erläuterte die islamische Haltung zu Gewalt und Extremismus. Der Islam, so der Imam, sei eine Religion des Friedens, die Gewalt in jeder Form verurteile – sowohl im familiären Umfeld als auch im gesellschaftlichen oder politischen Kontext. Er gab zudem praktische Empfehlungen, wie Konflikte im Alltag gewaltfrei gelöst werden können.
- Frau Kurbanova sprach nach der Mittagspause über symbolische und mediale Gewalt. Sie erklärte, wie extremistische Symbole wirken und welche rechtlichen Konsequenzen deren Verwendung in Österreich haben kann. Der Vortrag stieß auf großes Interesse, insbesondere im Zusammenhang mit der aktuellen Situation in Gaza. Viele Teilnehmende stellten gezielte Nachfragen zur Rolle von Medien und Symbolik in gewaltgeprägten Konflikten.
Diskussionen und Gruppenarbeit
Ein wesentlicher Bestandteil des Workshops war die Gruppenarbeit. Unter der Anleitung von Herrn Mir, Herrn Eltizam und Imam Saheb bearbeiteten die Jugendlichen in drei Gruppen Fallbeispiele zum Thema Gewaltprävention. Dabei diskutierten sie offen und konstruktiv eigene Erfahrungen sowie moralische und rechtliche Handlungsmöglichkeiten.
Mehrere Teilnehmende schilderten persönliche Konflikterfahrungen und gaben an, in belastenden Situationen selbst zu Gewalt geneigt zu sein. Diese Aussagen wurden gemeinsam reflektiert und mit religiösen sowie juristischen Argumenten eingeordnet. Die Experten betonten: „Gewalt beginnt oft im Kopf – aber auch dort beginnt der Wandel.“
Ein weiteres Diskussionsthema war die aktuelle Lage in Palästina und Gaza. Ein Jugendlicher wies auf das Leid der Zivilbevölkerung hin und sprach über das Gefühl der Machtlosigkeit angesichts globaler Gewalt. Die anschließende Diskussion verlief emotional, aber sachlich. Die ReferentInnen griffen diese Beiträge auf und ermutigten die Jugendlichen, sich auf friedlichem Weg für Gerechtigkeit einzusetzen – etwa durch Aufklärung, Dialog und soziales Engagement.
Pause und Vernetzung
Während der Mittagspause wurde traditionelles afghanisches Essen serviert, das großen Anklang fand. Die entspannte Atmosphäre ermöglichte es den Jugendlichen, Kontakte zu knüpfen und Gespräche über persönliche Herausforderungen, Zukunftsperspektiven und den Alltag in Österreich zu führen.
Feedback und Abschluss
Zum Abschluss des Workshops fand eine gemeinsame Reflexionsrunde statt. Viele Teilnehmende betonten, dass sie durch den Workshop neue Perspektiven auf das Thema Gewalt gewonnen hätten. Besonders geschätzt wurden die Offenheit der Diskussionen, die Fachlichkeit der Beiträge und die respektvolle Atmosphäre.
Ein Teilnehmer meinte: „Ich habe heute verstanden, dass Gewalt nicht nur eine Tat ist – sondern ein Zeichen von Hilflosigkeit. Und dass es andere Wege gibt, stark zu sein.“
Alle Teilnehmenden erhielten eine Teilnahmebestätigung. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen in wertschätzender Stimmung und dem Wunsch nach weiteren derartigen Workshops.
Ausblick
AKIS kündigte an, die Workshopreihe fortzusetzen und künftig verstärkt auf interkulturelle und interreligiöse Bildungsformate zu setzen. Ziel bleibt es, Jugendlichen mit Flucht- oder Migrationserfahrung Räume für Austausch, Reflexion und gesellschaftliche Teilhabe zu bieten. Die ExpertInnen waren sich einig:
„Prävention beginnt mit Zuhören, Bildung – und der Überzeugung, dass friedliches Zusammenleben erlernbar ist.“

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