Workshop gegen Extremismus am 19. April 2025

Am 19. April 2025 fand in der Josef-Baumanngasse, 1210 Wien der siebte Workshop gegen Extremismus statt. Die Veranstaltungsreihe wurde vom österreichischen Sozialministerium unterstützt und richtete sich an afghanische Jugendliche und junge Erwachsene. Der Workshop begann um 11 Uhr und endete um 17 Uhr. Von über 25 angemeldeten Personen nahmen schließlich 19 Teilnehmer an der Veranstaltung teil.

Begrüßung und Auftakt

Wie schon bei früheren Workshops nutzte man die Zeit vor dem offiziellen Beginn, um eine einladende Atmosphäre zu schaffen. Es wurden Tee, Kaffee, Obst und kleine Snacks gereicht. Dies bot den Jugendlichen die Gelegenheit, sich kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen.

Herr Ghousuddin Mir, Obmann von AKIS, eröffnete die Veranstaltung mit einer herzlichen Begrüßung. Er dankte dem Sozialministerium für die Unterstützung und betonte in seiner Rede die Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements. „Gerade in einer pluralistischen Gesellschaft wie der österreichischen ist es wichtig, dass Jugendliche früh lernen, Verantwortung zu übernehmen, sich zu orientieren und demokratische Werte wie Gleichberechtigung, Respekt und Gewaltfreiheit zu verinnerlichen“, so Mir.

Thematische Einführung und Beiträge der ExpertInnen

Im Anschluss stellte Herr Mir die eingeladenen Fachpersonen vor:

  • Imam Saheb Rahman, einer der Imame der afghanischen Moschee in Wien
  • Herr Sulaiman Eltizam, Rechtsberater bei AKIS
  • Frau Tamana Niazi, Expertin für Frauenrechte und Mitarbeiterin eines österreichischen Frauenhauses

Die ExpertInnen behandelten in ihren Beiträgen verschiedene Perspektiven auf das Thema Extremismusprävention:

  • Herr Eltizam sprach über die rechtlichen Konsequenzen extremistischer Handlungen und betonte, dass Gewalt – auch wenn sie religiös oder traditionell begründet wird – mit dem Rechtsstaat unvereinbar sei. „Aufklärung ist unser stärkstes Werkzeug“, sagte er.
  • Imam Saheb Rahman betonte, dass keine Religion – auch nicht der Islam – zu Gewalt aufruft. Vielmehr sei Religion ein Pfad der Verantwortung, Barmherzigkeit und des Respekts: „Der Glaube darf niemals ein Werkzeug der Angst oder Einschüchterung sein.“
  • Frau Tamana Niazi thematisierte Frauenrechte und den Schutz vor Gewalt. Sie erläuterte die bestehenden Unterstützungsangebote in Österreich und hob hervor, dass Gleichberechtigung ein zentraler Baustein eines friedlichen Zusammenlebens sei: „Wahre Stärke zeigt sich dort, wo Männer und Frauen gemeinsam für Gerechtigkeit und Würde einstehen.“

Diskussion mit den Jugendlichen

Ein wesentlicher Bestandteil des Workshops war die offene Diskussion mit den Jugendlichen. Besonders die männlichen Teilnehmer äußerten sich engagiert zu gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Drei zentrale Themen kristallisierten sich dabei heraus:

  1. Rolle der Frau und kulturelle Werte:
    Einige Teilnehmer schilderten den inneren Konflikt zwischen dem, was sie in ihren Herkunftsfamilien gelernt haben, und dem, was sie im Alltag in Österreich erleben. Der Kontakt von Frauen mit fremden Männern, eigenständige Lebensweisen oder Kleidung wurden von manchen als „schwierig zu akzeptieren“ empfunden. Die Expert*innen führten hier einen konstruktiven Dialog und betonten, dass Respekt vor der Selbstbestimmung aller Menschen zentral sei – unabhängig vom Geschlecht.
  2. Ehre und Beleidigung:
    Emotionale Reaktionen auf Beleidigungen – insbesondere gegenüber weiblichen Familienmitgliedern – wurden offen angesprochen. Die Jugendlichen erklärten, dass sie in solchen Situationen oft unter starkem emotionalem Druck stünden. Die Fachpersonen machten deutlich, dass Gewalt keine Lösung ist und in Österreich andere Mechanismen zur Konfliktbewältigung bestehen – insbesondere rechtlicher Schutz und Beratung.
  3. Ursachen für Radikalisierung:
    Mehrere Jugendliche thematisierten ihre Erfahrungen mit Ausgrenzung, Perspektivlosigkeit und dem Gefühl, keinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Ein Teilnehmer sagte: „Manche suchen falsche Wege – nicht aus Hass, sondern aus Frust und Hoffnungslosigkeit.“ Die Expert*innen betonten, wie wichtig Anerkennung, Chancen und soziale Teilhabe als präventive Maßnahmen sind.

Pause und Vernetzung

In der Mittagspause wurde traditionelles afghanisches Essen serviert, das großen Anklang fand. Die Jugendlichen nutzten die Gelegenheit, sich besser kennenzulernen, Telefonnummern auszutauschen und Gespräche über Alltag, Zukunftsperspektiven und familiäre Erfahrungen zu führen. Die ungezwungene Atmosphäre trug zur Vertiefung des Gemeinschaftsgefühls bei.

Feedback und Abschluss

Zum Ende des Workshops fand eine gemeinsame Reflexionsrunde statt. Viele Teilnehmer gaben an, dass sie mit gemischten Erwartungen gekommen waren, jedoch positiv überrascht wurden. Besonders geschätzt wurden die Offenheit der ExpertInnen, die respektvolle Diskussion und die Möglichkeit, auch kontroverse Themen angstfrei ansprechen zu können.

Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: „Ich habe heute viel über meine eigenen Gedanken gelernt – aber auch verstanden, wie andere denken. Das hilft mir weiter.“

Alle Teilnehmer erhielten am Ende eine Teilnahmebescheinigung. Der Workshop endete mit dem Wunsch nach weiteren derartigen Veranstaltungen – nicht nur zur Extremismusprävention, sondern auch zur Stärkung der sozialen Teilhabe afghanischer Jugendlicher in Österreich.

Ausblick

AKIS kündigte an, sich weiterhin für Bildungs- und Begegnungsangebote einzusetzen und strebt langfristig die Schaffung eines regelmäßigen Jugendtreffs an. Die ExpertInnen waren sich einig: Prävention beginnt mit Zuhören, Verständnis und dem gemeinsamen Aufbau einer friedlichen, respektvollen Gesellschaft.

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