Ich als afghanische muslimische Frau in Österreich

10.08.2010

Mein Name ist Farima Ghamash, ich bin 18 Jahre alt und wurde am 16.September 1991 in Afghanistan (Kabul) geboren. Seit neun Jahren lebe ich nun in Österreich. Österreich ist für mich inzwischen jetzt wie ein zweites Heimatland geworden und hier habe ich die Chance meine Ziele ohne Hindernisse zu verfolgen.

Als wir im Jahr 2000 nach Österreich gekommen sind, war mir alles fremd. Es hat eine Weile gedauert bis ich mich an die Sprache, die Kultur und die Lebensweise und die Traditionen gewöhnt habe. In der Schule hatte ich Probleme mit der Sprache, aber heute spreche ich sie fließend.

Da ich hier die Chance bekomme, meine Ziele zu verwirklichen, nutze ich sie auch, denn in meinem Heimatland haben die Menschen leider nicht diese Chancen. Durch die Medien bekomme ich immer wieder mit, was in meinem Heimatland vorfällt und was die Menschen dort alles durchmachen müssen.
Da ich heuer die Matura mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen habe, hat sie mir Zugang zum Studium verschaffen. Ich habe mich dazu entschlossen, Medizin zu studieren, um möglicherweise später einmal den Menschen in Afghanistan helfen zu können.

Ich bin eine afghanische muslimische Frau, die quasi zwei verschiedene Welten teilen und sich anpassen muss. Trotzdem habe ich hier in Österreich meine Tradition, Kultur und Religion nicht vergessen. Die Menschen akzeptieren mich so wie ich bin, aber nicht jeder wird so behandelt wie ich, denn ein Teil der Musliminnen führen hier noch immer die Traditionen fort, wie zum Beispiel Kopftuch tragen. Durch dieses Stück Stoff, das sie auf dem Kopf tragen, werden sie häufig zu Außenseiterinnen gemacht.
Meine Neugier hat mich deshalb dazu gebracht, afghanische Frauen, die trotz dieser Schwierigkeiten die afghanischen Traditionen weiterführen, zu interviewen, um einen Eindruck zu bekommen, wie sie hier mit den Problemen zurechtkommen.

Denn am Anfang hatten sie es auch nicht leicht gehabt im Leben und mussten sich durchkämpfen. Besonders für die Musliminnen, die ein Kopftuch tragen, denn dieses ein Stück Tuch war für die Menschen etwas Fremdes und es ist bis heute auch noch so geblieben. Die Frauen werden deshalb von den anderen belächelt und werden nicht richtig zur Gemeinschaft dazu gezählt.
Manche Musliminnen, die ein Kopftuch tragen, haben es manchmal in der Schule, manchmal in der Arbeit schwer, denn manche Arbeitsgeber nehmen einfach Frauen mit Kopftuch nicht auf. Aber ansonsten sind sie mit der Politik, dem Schulsystem und dem Leben in Österreich insgesamt zufrieden.
Zum Schluss möchte ich ihnen noch ein Gedicht zeigen, wo diese Thematik bzw. auch meine Gefühle besser darstellt.

Eine verängstigte, verlorene und hoffnungsvolle Generation

Verloren haben wir unsere Väter durch den jahrzehntelangen Krieg!
Geraubt wurde unsere Kindheit
Gelöscht wurden unsere Träume
Gestört wurde unser innerer Friede

Das ist meine Generation, eine stumme Generation!

Leben mit einer zwiespältigen Identität:
Orientalisch und westlich
Verloren haben wir unser Sitte und Kultur
Vergessen haben wir unsere Sprache

Das ist meine Generation, eine verschollene Generation!

Entwurzelt
Verfremdet

Doch nicht hoffnungslos!

Das ist meine Generation, eine ungebundene Generation!
Ich selbst bin auch ein Mitglied des afghanischen Kulturvereins für Integration und Solidarität. Außerdem nehme ich an Veranstaltungen teil, welcher Herr Ghousuddin Mir, der Obmann des afghanischen Kulturvereins ermöglicht. Herr Ghousuddin Mir zeigt mir, dass unsere Kultur sehr verbindlich und schön sein kann, wie unsere Feste zum Beispiel. Mit diesem Bericht möchte ich euch mitgeben, dass ihr nicht allein seid!
Zum Schluss möchte ich mich noch ausdrücklich bei Herrn Ghousuddin Mir für seine aktive Hilfe für die Menschen in Afghanistan und für seine Unterstützung von Menschen aus Afghanistan in Österreich bedanken.

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Yum

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