Ich bin ein Afghane und NICHT kriminell!

Von Ali Ahmad

27 September 2019

„Überall gibt es Kriminelle. Man soll aber nicht nur die Afghanen herauspicken!“ Dies Botschaft wurde auf auf einem Plakat festgehalten und auf dem Rücken von Ghousuddin Mir, dem Präsidenten des Afghanistan Kultur, Integration und Solidarät Verein (AKIS), platziert. Herr Mir und ein Dutzend junger afghanischer Männer und Frauen gingen am 22. September durch die berühmte Wiener Einkaufsstraße, die ‚Mariahilferstraße, um Blumen an PassantInnen zu verteilen. Diese Aktion war eine Reaktion auf die Aussage der FPÖ über afghanische AsylbewerberInnen.

Am 16. September während des FPÖ-Kongresses in Graz beschimpfte der Parteikandidat Herbert Kickl afghanische Flüchtlinge als aggressiv und kriminell. Er benutzte ein Triple A, das für „Aggressive Afghanische Asylwerber“ steht, um die gesamte afghanische Bevölkerung zu diffamieren. In einem weitern Schritt veröffentlichte die FPÖ wenige Tage vor den österreichischen Nationalratswahlen am 29 September ein Plakat mit dem Slogan „Afghanen müssen sofort ausgewiesen werden“ als Wahlkampfslogan der Partei. Der Text auf dem Schild zeigt auf eine Hand, die ein Messer hält, und wohl einen Afghanen darzustellen soll, der kurz davor steht, anzugreifen.

Der AKIS-Kulturverein verteilte Blumen an alle Fußgänger als symbolische Geste, um darauf hinzuweisen, dass nicht alle Afghanen Kriminelle sind. „Ich bin ein Afghane, aber kein kriminell“ und „nicht jeder Österreicher ist ein Nazi“, betonten die afghanischen MigrantInnenn, als sie die Blumen verteilt haben.

Die rassistische Äußerung der rechtsextremen Partei und das Plakat haben die afghanische Diasporagemeinschaft in Österreich verärgert, und sie bestürmten die sozialen Medien, um ihre Frustration auszudrücken. Viele junge afghanische Mädchen und Jungen nahmen Videos auf und posteten diesen in den sozialen Medien: Sie betonten, dass sie keine MesserstecherInnnen seien.

„Mein Name ist Moska Ebadi und ich bin definitiv keine Messerstecherin“, schrieb Frau Ebadi, 26, die mit fünf Jahren mit ihrer Familie als Flüchtling nach Österreich kam. „Heute schaue ich mich ein Video an, das ca zwei Minuten dauert und ein Kandidat der Partei FPÖ alle AfghanInnen als aggressive Messerstecher abstempelt. Ich frage mich wo sind meine 21 Jahren seit ich in Österreich lebe gebelieben? Ist die ganze Mühe und Integration, einfach als ein Mensch akzeptiert zu werden und ein normales Leben zu führen durch ein zweiminütiges Video der FPÖ einfach verschwunden. Wird es jemals wieder besser? Oder bleibe ich einfach eine aggressive afghanische Messerstecherin?“ schrieb Ebadi.

„Ich habe mich integriert, trotzdem nicht auf meine Kultur vergessen. Ich habe mich weitergebildet, trotzdem versucht sowohl eine Österreich als auch eine afghanische Hälfte zu besitzen. Sowohl liebend gerne Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat als auch mal einen Qabuli Palaw mit Genuss verspeisen zu können,“ so Frau Ebadi. „Mein Name ist Moska Ebadi und ich bin definitiv kein Messerstecherin“, schrieb sie.

Fazel Rahman Samadi, der Präsident des Save Afghan Mother and Child Verein in Wien, forderte seine afghanischen Landsleute auf ihre Frustration auf FPÖ-Chef Norbert Hofers Facebook- und Twitter zum Ausdruck zu bringen. „Warum beleidigen die Politiker alle Afghanen um der zehn kriminellen willen? Kriminalität ist strafbar und muss nach dem Gesetz bestraft werden“, schrieb Samadi auf seiner Facebook-Seite. „Bitte, bitte, verbreitet nicht Hass gegen die AfghanInnen“, schrieb Samadi.

Dr. Abdul Malyar, ein berühmter afghanischer Arzt in Wien und Direktor der Gesellschaft, Integration und Kultur der Afghanen in Österreich (GIKA), reagierte auf die Aussage von Herrn Kickl mit einem kurzen Video, in dem er sagte, dass es in jeder Gesellschaft Kriminelle gibt und diese nicht für politische Zwecke genutzt werden sollen. Dr. Malyar lebt seit Anfang der 1980er Jahre in Österreich und weiß, dass die Mehrheit seiner Landsleute gut integriert ist und einen bedeutenden Beitrag zur österreichischen Gesellschaft leistet.

„Wir sind durch die letzten Aussagen von Ex-Innenminister und FPÖ-Politiker, Herrn Herbert Kickl beleidigt und verletzt worden“… Die überwiegende Anzahl der in Österreich der lebenden AfghanInnen ist gut integriert, aktive Bürger Österreichs und leisten ihren Beitragen zur Gesellschaft. Diese in Österreich lebenden AfghanInnen beachten und respektieren die Rechtvorstellungen des österreichisches Staates. Sie respektieren die Gesetze und Normen.“

„Wir sind AfghanInnen und wir sind nicht kriminelle“, schloss Dr. Malyar.

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