Allah spricht im heiligen Koran:
„O, ihr Gläubigen! Das Fasten ist euch ebenso vorgeschrieben, wie es denjenigen vorgeschrieben war, die vor euch lebten. Vielleicht werdet ihr gottesfürchtig sein. “ Koran: 2/183
„… wer im Monat Ramadan aus Glaube und Zuversicht fastet, dem werden seine früheren Sünden vergeben. Muhammad (s.a.s).“
Der Fastenmonat Ramadan hat eine besondere Bedeutung für die Muslime, weil Allah der Erhabene diesen Monat gesegnet und im edlen Koran ihn zum Fastenmonat bestimmt hat.
Die Verpflichtung zum Fasten
Das Fasten im Monat Ramadan ist für alle erwachsenen Muslime, gleich ob Mann oder Frau, verpflichtend. Die Verpflichtung zum Fasten beginnt mit der Pubertät, jedoch muss der Fastende geistig und körperlich dazu imstande sein.
Der Koran selbst beschreibt jedoch auch die Ausnahmen, denn „Gott will für euch Erleichterung, Er will für euch nicht Erschwernis“ (Sure 2,185).
Deshalb sind sowohl Reisende, Kranke, Altersschwache; als auch Schwangere vom Fasten befreit. Betroffen sind auch Frauen während der Schwangerschaft und während der Zeit des Stillens. Dass Frauen während ihrer Menstruation vom Fasten ausgeschlossen sind, hat seine Begründung neben gesundheitlichen Aspekten auch im Zustand der Unreinheit, in dem sich die Frauen in dieser Zeit befinden.
Diejenigen, denen dies möglich ist, können die versäumten Tage im Laufe des Jahres nachholen. Ist dies aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, dann kann man für jeden versäumten Fasttag den Bedürftigen etwas Geld geben. Dieses Geld wird im Islam Fidyah (Buße) genannt. Wenn man wirklich arm ist, ist man auch von der Fidyah befreit.
Neben diesen praktischen Aspekten sind ethisch-moralische Grundsätze während des Ramadans besonders zu beachten. Üble Nachrede, Verleumdung, Lüge, Beleidigungen und Streit sollten unbedingt vermieden werden.
Es gibt zahlreiche Gründe für das Fasten. Hier sind einige davon: Das Fasten ist erstmals ein Gebot Allahs, das wir zu befolgen haben. Wir werden dadurch nicht nur lernen, das gute Essen zu schätzen zu wissen, sondern auch Geduld zu haben, weil wir den ganzen Tag ohne Essen auskommen müssen. Außerdem ist das Fasten für die Gesundheit sehr nützlich.
Wenn wir nicht essen und Hunger verspüren, dann denken wir an die Menschen, die arm und in Not sind und oft gar nichts zu essen haben. Dadurch werden wir ermutigt, den Armen und Bedürftigen zu helfen.
Du wirst für die guten Taten belohnt, so heißt es in einer Überlieferung. Anderen Überlieferungen zufolge hat das Fasten auch eine Bedeutung: demjenigen, der das Fasten gewissenhaft einhält, werden seine Sünden vergeben.
Das Fasten im Islam hat mehrere Aspekte. Abgesehen von der formalen Erfüllung einer im Koran von Allah geoffenbarten Verpflichtung dient es dem Gläubigen dazu, sich in einer bestimmten Zeit auf Gott zu konzentrieren und sich seines Glaubens neu bewusst zu werden. In der Fastenzeit erhält die Hingabe des Gläubigen an Allah, die Befolgung seiner Gebote, das Vertrauen auf seine Rechtleitung eine Aktualisierung, die in den Alltag den kommenden Monat wirken soll. Darüber hinaus erhoffen sich die Muslime die Vergebung ihrer Sünden und erwarten, dass sie nach dem Tod der Hölle entgehen und Annehmlichkeiten im Paradies genießen können.
Neben dieser unmittelbaren religiösen Bedeutung hat das Fasten im Monat Ramadan weitere gemeinschaftliche Aspekte. Wie bei allen religiösen Pflichten, die im Islam zu festgelegten Zeiten erfüllt werden, erfährt sich der Gläubige als Teil einer großen Gemeinschaft. Dies wird vor Ort zum Beispiel durch den Besuch der Moschee und die rituelle Wiederholung der täglichen Fastenzeit im Wechsel mit dem familiären abendlichen Beisammensein, wenn die erste Mahlzeit eingenommen wird, konkretisiert. Am Ende des Monates wird allen zum gesegneten Ramadan-Fest gratuliert.
Der gemeinschaftliche Aspekt wird dadurch unterstützt, dass der Monat Ramadan nicht nur als Zeit der Vergebung Allahs für die Sünden des Einzelnen angesehen wird, sondern auch als Zeit der Versöhnung zwischen den Menschen.
Warum wird aber ausgerechnet in diesem Monat gefastet und warum ist er für die Muslime so heilig?
Im Monat Ramadan des Jahres 610 soll Muhammad eines Nachts die erste Offenbarung empfangen haben, was auch seine Berufung zum Propheten zufolge hatte. Der Koran widmet dieser Nacht eine kurze Sure aus der Zeit in Mekka, die den Namen „Das Schicksal“ (arab. al-Qadr; manchmal auch als „Die Bestimmung“ übersetzt) trägt:
„Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Wir haben ihn wahrlich in der Nacht des Schicksals herabgesandt. Und was lässt dich wissen, was die Nacht des Schicksals ist? Die Nacht des Schicksals ist besser als tausend Monate. In ihr kommen die Engel und der Geist mit ihres Herrn Erlaubnis herab, mit jeglichem Auftrag. Frieden ist sie bis zum Anbruch der Morgenröte.“
Um welche Nacht des Ramadans es sich handelt ist nicht genau geklärt. Es herrscht aber Einigkeit darüber, dass es eine der Nächte des letzten Drittels des Fastenmonats ist. Als wahrscheinlichstes Datum gilt, den Überlieferungen zufolge, die Nacht vom 26. auf den 27. Ramadan. Diese Nächte im letzten Drittel des Ramadan gelten als besonders heilig. In diesen Nächten pflegen die Muslime viele Gebete zu sprechen und vermehrt Koran zu lesen.
Wie bereits erwähnt wurde, folgt auf den Ramadan ein Fest. Es wird als das „Fest des Fastenbrechens“ oder auch das „kleine Fest“ bezeichnet und ist das zweitgrößte Fest im Islam.
Imam Zain-ul-Abidin (a.): Allah unser, Herr des Ramadan, in dem Du den Koran herabgesandt und das Fasten vorgeschrieben hast. Segne Muhammad (s.a.s) und seine Nachkommenschaft und gewähre mit der Pilgerfahrt zu Deinem Hause in diesem Jahr und in jedem Jahr und vergib mir meine großen Sünden, denn außer Dir kann sie niemand vergeben, oh Du Gnädiger, Allwissender.
Weitere Fragen und Antworten
Darf man im Ramadan Medikamente zu sich nehmen:
Generell lautet die Antwort nein, aber wenn das Medikament zwingend notwendig ist, darf man es zu sich nehmen. Hierbei sollte man sich mit seinem Arzt absprechen und für sich selber entscheiden, ob die Einnahme zwingend notwendig ist. Sollte das Nichteinnehmen eines Medikaments zu einem schlechteren gesundheitlichen Zustand führen ist man verpflichtet, das Medikament einzunehmen, auch wenn dadurch das Fasten ungültig wird. Das Fasten darf nicht dazu führen, dass man einen relevanten Schaden davon trägt. Die nicht gefasteten Tage können zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
Darf man während des Ramadans verreisen mit der Absicht das Fasten zu brechen bzw. nicht mehr zu fasten?
Das Verreisen im Fastenmonat ist erlaubt, sogar wenn man es mit der Absicht macht nicht zu fasten. Die nicht gefasteten Tage müssen jedoch nachgeholt werden.
Welchen Sinn hat das Fasten für die Muslime?
Es gibt viele Vorteile, die das Fasten mit sich bringt, aber der Hauptsinn ist die Selbstbeherrschung bzw. die Erziehung des eigenen Charakters. Nicht der Mensch soll unter der Kontrolle des Körpers stehen, sondern der Körper unter der Kontrolle des Menschen.
Weitere Vorteile sind:
- Verantwortungsbewusstsein: Der Fastende verspürt nicht nur Hunger und Durst, sondern erkennt die Notwendigkeit, die Ursachen der Armut zu beseitigen und das Leid des Menschen zu lindern.
- Stärkung des Gemeinschaftsgefühls: Der annähernd gleiche Tagesablauf fördert den Zusammenhalt.
- Aufhebung sozialer Unterschiede: Fastende aus unterschiedlichen sozialen Milieus treffen sich in der Moschee oder daheim zum gemeinsamen Fastenbrechen.
- Askese und Dankbarkeit: Der Fastende konzentriert sich auf den Islam und sucht die Nähe zu seinem Schöpfer. Er begreift, dass die alltäglichen Gaben nicht selbstverständlich sind.
- Disziplin: Der Fastende gewinnt die Kontrolle über seine Triebe. Viele Muslime befreien sich in der Fastenzeit von Sünden wie z.B. Zigaretten, exzessives Essen.
- Gesundheit: Heilung ernährungsbedingter Krankheiten.
Welchen Stellenwert hat das Fasten im Islam?
Das Fasten im Monat Ramadan gehört zu den religiösen Pflichten eines Muslims. Es ist nach dem Gebet, das zweite Handlungsprinzip der „ Zweige der Religion“ und gehört zu den fünf Säulen des Islams. Prophet Muhammad (s.a.s) sagte: „ Das Fasten im Ramadan verbrennt die Sünden und Fehler wie das Feuer das Holz verbrennt.“
Imam Baqir sagte: „ Wer immer während des Ramadan bei Tage fastet, für Gebete in der Nacht aufsteht, seine Begierden und Gefühle beherrscht, seine Zunge zügelt, seine Augen niederschlägt und nicht die Gefühle anderer verletzt, wird von Sünden so frei werden, wie er am Tag der Geburt war.“
Warum wird der Ramadan als Monat Gottes bezeichnet?
Der Ramadan wird als Monat des Gottes bezeichnet, weil Allah diesen Monat besonders gesegnet hat. Prophet Muhammad (s.a.s ) sagte: „ Oh Leute, von Gott ist der Monat Ramadan mit göttlichen Gnaden und Segnungen gekommen. Dies ist der Monat, der in der Einschätzung Gottes der beste aller Monate ist. Seine Tage sind die besten unter den Tagen. Seine Nächte sind die beste unter den Nächten. Seine Stunden sind die besten unter den Stunden. Die ist ein Monat, in dem ihr zur Gastfreundlichkeit Gottes eingeladen worden seid, und in dem ihr zu Angehörigen der Würde Gottes gemacht wurdet. In ihm sind eure Atemzüge, Lobpreisungen euer Schlaf Gottesverehrung. Eure Taten werden angenommen und eure Bittgebete werden erhört. So ruft, Gott euren Herrn, mit ehrlichen Absichten und reinen Herzen an, auf das Er euch beistehen möge beim Fasten für ihn und dem Rezitieren Seines Buches.“
Ist es zulässig tagsüber zu schlafen, um die Fastenzeit zu erleichtern?
Dies ist zulässig, obgleich man diesen heiligen Monat nutzen sollte, um den Koran zu studieren und seinen Charakter zu erziehen.
Ist es dennoch erlaubt zu fasten, wenn man nicht die täglichen Gebete verrichtet?
Davon ist abzuraten, weil die Ritualgebete verpflichtend sind. Wer es dennoch unterlässt, wird nur die Belohnung für das Fasten erhalten.
Was muss man machen, wenn man seine Nachholfasten nicht erfüllen kann z.B. aufgrund chronischer Krankheit?
Bei Ausnahmefällen, in denen man seine Nachholfasten auch nicht bis zum nächsten Ramadan erfüllen kann, muss man eine Ersatzhandlung leisten.
- Möglichkeit: Man speist einen armen Fastenden (meist in der islamischen Welt, da es hier kaum dermaßen Bedürftige gibt).
- Möglichkeit: Man spendet eine Geldsumme, die ausreichend ist, ein Fastenbrechen (Iftar) in dem Niveau zu gewährleisten, in dem man selbst das Fastenbrechen durchgeführt hätte.
Zum Abschluss sei allen Muslimen ein gesegneter Fastenmonat gewünscht.