Vier Jahrzehnte des scheinbar nie enden wollenden Konflikts in Afghanistan haben Millionen afghanischer Flüchtlinge in der Welt hervorgebracht. Europa und insbesondere Österreich wurde in den letzten vier Jahrzehnten Ziel tausender afghanische Flüchtlinge. Vom Jänner 2015 bis Dezember 2016 stellten mehr als 37.000 Afghanen und Afghaninnen einen Asylantrag in Österreich – das sind mehr Asylanträge als im gleichen Zeitraum von Syrern und Syrerinnen gestellt wurden.
2016 bekamen nur 25% der asylsuchenden AfghanInnen einen positiven Asylbescheid – im Vergleich dazu bekamen 89% der SyrerInnen Asyl in Österreich. 38% der afghanischen Geflüchteten bekamen einen negativen Bescheid, im Vergleich zu 4% der syrischen AntragstellerInnen. 25% der afghanischen Flüchtlinge bekamen subsidiären Schutz oder einen Aufenthalt aus humanitären Gründen.
Die neu angekommenen afghanischen Flüchtlinge werden oft stereotypisiert und stehen bei einer breiten Öffentlichkeit im Verdacht, Gewalt und sexuelle Übergriffe auszuüben. Die Situation hat die österreichische Regierung unter Druck gebracht, strengere Maßnahmen gegen Flüchtlinge zu ergreifen. Die EU hat im Oktober letzten Jahres ein Abkommen mit Afghanistan abgeschlossen, bei dem die afghanische Regierung eingewilligt hat, abgeschobene AfghanenInnen zurück zu nemen. Seither haben mehrere EU-Länder AfghanenInnen nach Afghanistan abgeschoben, in ein Land in dem nach wie vor ein brutaler Krieg herrscht. Auch Österreich hat im ersten Quartal 2017 zahlreiche Afghanen abgeschoben.
Diese Abschiebungen nach Afghanistan hat die afghanische Bevölkerung in Österreich und die afghanischen Vereine in Panik versetzt. Die afghanischen Vereine vertreten die Meinung, dass Afghanistan nach wie vor ein gefährliches Land ist, in dem ein normales und sicheres Leben nur schwer möglich ist. Es gibt keine sicheren Zonen (‚SAFE-Zones’) in Afghanistan. Gleichzeitig gibt es aufgrund der Vielfalt der terroristischen Gruppen und der verschiedenen Interessen der Konfliktparteien keine Hoffnung, dass der Krieg bald enden wird.
Deshalb müssen wir, die afghanischen Vereine in Österreich, zusammenkommen, um zu diskutieren, wie wir Österreich und unseren afghanischen Landsleuten helfen können. Zwischen den afghanischen Vereinen sollte eine verstärkte Diskussion stattfinden, wir müssen bessere Wege und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit finden, um in der momentan schwierigen Situation Lösungswege aufzeigen zu können.
Datum: 7 Mai 2017
Ghousuddin Mir
Obmann des AKIS Kulturverein