Workshop gegen Extremismus am 23.11.2024

Am 23. November 2024 fand in der Josef-Baumanngasse, 1210 Wien, ein Workshop gegen Extremismus statt. Der Workshop begann um 11 Uhr und richtete sich an afghanische Jugendliche. Ursprünglich hatten sich 20 Teilnehmer angemeldet, jedoch erschienen schließlich 19 Jugendliche.

Begrüßung und Auftakt

Da einige der Jugendlichen verspätet eintrafen, nutzte man die Wartezeit, um Kaffee, Tee, Äpfel und Kekse zu servieren. Dies bot den Anwesenden die Möglichkeit, sich zu vernetzen und einander kennenzulernen. Die Atmosphäre war locker und einladend, sodass die Jugendlichen schnell ins Gespräch kamen.

Als alle eingetroffen waren, eröffnete Herr Mir den Workshop. Er begrüßte die Teilnehmer herzlich und dankte dem Sozialministerium, das die Durchführung dieses wichtigen Workshops ermöglicht hatte. Herr Mir betonte, dass solche Programme notwendig seien, um afghanische Jugendliche über die Gefahren von Extremismus aufzuklären und präventiv gegen Fehlverhalten vorzugehen. „Es reicht nicht, sich nur über Probleme zu beklagen“, sagte er, „wir müssen aktiv Lösungen anbieten.“

Erwartungen der Teilnehmer

Zu Beginn des Workshops wurden die Jugendlichen gefragt, mit welchen Erwartungen sie gekommen seien. Während der Vorstellungsrunde nannten die Teilnehmer folgende Hauptgründe für ihre Teilnahme:

  1. Lernen: Sie wollten erfahren, wie Gewalt verhindert und Extremismus vermieden werden kann.
  2. Vertraulichkeit: Es war ihnen wichtig, dass Gespräche und Fragen vertraulich behandelt werden.
  3. Gemeinschaft und Essen: Viele freuten sich auf das traditionelle afghanische Essen, das einige von ihnen seit Jahren nicht mehr genießen konnten.
  4. Teilnahmebescheinigung: Sie wollten eine Teilnahmebescheinigung erhalten, die ihnen bei zukünftigen Aktivitäten nützlich sein könnte.

Einführung und Diskussion

Nach dieser Runde stellte Herr Mir den Workshopleiter, Herrn Nasir Ahmad Niazmand, vor. Herr Niazmand leitete den Workshop in einer angenehmen und lockeren Atmosphäre. Er begann mit einigen humorvollen Geschichten, um die Teilnehmer aufzulockern, und führte sie dann langsam und einfühlsam an das Thema heran.

Die Diskussion drehte sich zunächst um die verschiedenen Arten von Gewalt und die Ursachen, die dazu führen können, dass junge Menschen in den Extremismus abrutschen. Herr Niazmand betonte die Bedeutung von Bildung, Selbstreflexion und einem unterstützenden sozialen Umfeld, um solchen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Religiöse Perspektive auf Extremismus

Ein weiterer wichtiger Beitrag kam von Herrn Hamed Aziz, einem ehemaligen Imam der Al-Muhajirin-Moschee. Er sprach etwa eine Stunde lang über das Thema Gewalt und Extremismus aus der Sicht des Islam. Herr Aziz betonte die Verantwortung der Jugendlichen, die freiwillig in ein Gastland wie Österreich gekommen sind. Er forderte sie auf, Wissen zu erwerben und ein Leben in Frieden und ohne Gewalt zu führen.

„Ihr seid alle vor Gewalt geflohen“, sagte er, „und nun liegt es an euch, in diesem Land ein Vorbild für ein friedliches Zusammenleben zu sein.“ Seine Botschaft war klar: Der Islam lehnt jede Form von Gewalt und Extremismus ab und fordert stattdessen den Aufbau einer harmonischen Gemeinschaft.

Pause und Vernetzung

Nach dem intensiven Vormittagsprogramm gab es eine Mittagspause mit traditionellem afghanischem Essen. Die Jugendlichen nutzten die Gelegenheit, um sich weiter zu vernetzen, Telefonnummern auszutauschen und sich über verschiedene Themen wie Sport, Alltag und persönliche Erfahrungen auszutauschen. Die entspannte Atmosphäre während des Essens förderte den Austausch und stärkte das Gemeinschaftsgefühl.

Feedbackrunde und Abschluss

Am Ende des Workshops fand eine Feedbackrunde statt, bei der die Teilnehmer ihre Eindrücke schilderten. Viele gaben zu, dass sie zunächst befürchtet hatten, der Workshop könnte langweilig oder belehrend sein. Doch sie waren positiv überrascht: Die Inhalte waren spannend, lehrreich und ansprechend gestaltet. Besonders hob man die lockere Atmosphäre und die Möglichkeit hervor, neue Kontakte zu knüpfen.

Das Highlight für viele Teilnehmer war das köstliche afghanische Essen, das ihnen ein Stück Heimat näherbrachte. Alle äußerten den Wunsch, dass solche Workshops regelmäßig stattfinden sollten, da sie eine wertvolle Gelegenheit für Austausch, Bildung und Gemeinschaft darstellen.

Eine bewegende persönliche Geschichte

Ein Teilnehmer, der anonym bleiben wollte, teilte am Ende des Workshops seine persönliche Geschichte und gewährte damit einen bewegenden Einblick in sein Leben.

Er berichtete, wie er als junger, alleinstehender Flüchtling nach Österreich kam – mit nichts als Hoffnung im Herzen und dem großen Wunsch, seiner Familie in Afghanistan eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Seine Familie, die in Armut lebte und sich für seine Ausreise verschuldet hatte, setzte große Erwartungen in ihn. Sie hoffte, dass er schnell Erfolg haben und ihnen finanziell unter die Arme greifen könne. Doch die Realität in Österreich war eine andere.

Statt eines sofortigen Neuanfangs erwartete ihn eine lange Phase des Wartens. Ohne einen offiziellen Asylstatus durfte er nicht arbeiten, und die bürokratischen Hürden machten es ihm unmöglich, seine Familie, die täglich auf ein Zeichen der Hoffnung wartete, zu unterstützen. Jeden Tag riefen seine Angehörigen an und baten um finanzielle Hilfe – doch er konnte ihnen nichts geben. Er hörte die Verzweiflung in ihren Stimmen, spürte ihre Not und fühlte sich von Schuldgefühlen erdrückt. Schließlich begann er, die Anrufe zu ignorieren, weil ihm das Vertrösten zu schwerfiel. Immer öfter lag er einfach nur da, starrte an die Decke seines kargen Zimmers und fühlte sich hoffnungslos, isoliert und vergessen.

Eines Tages traten Jugendliche an ihn heran. Sie wirkten selbstbewusst, hatten Geld in den Händen und vermittelten ihm das Gefühl, dass sie den einfachen Weg zum Erfolg gefunden hatten. „Nur Idioten arbeiten“, sagten sie ihm, während sie ihm Angebote machten, in ihre kriminellen Machenschaften einzusteigen. Anfangs lehnte er ab. Doch mit jedem verpassten Anruf seiner Familie, mit jedem weiteren Tag, an dem er sich nutzlos fühlte und nicht wusste, wie seine Zukunft aussehen würde, wuchs die Versuchung. Schließlich gab er dem Druck nach.

Er bekam Asyl, doch statt den erhofften Neubeginn zu erleben, geriet er immer tiefer in den Einfluss krimineller Kreise. Schritt für Schritt wurde er manipuliert und dazu gebracht, Dinge zu tun, auf die er heute nicht stolz ist. Die Zeit verging, und die Sorgen um seine Familie rückten in den Hintergrund. Er war gefangen in einem Strudel aus falschen Entscheidungen, falschen Freunden und falschen Versprechungen. Irgendwann bemerkte er, dass er den Kontakt zu seinen Liebsten in Afghanistan vollständig verloren hatte.

„Ich war jung, naiv und hatte Heimweh“, sagte er rückblickend. „Ich habe Fehler gemacht und musste die Konsequenzen tragen. Eine Zeit lang war ich inhaftiert, und diese Zeit war hart – aber sie hat mir die Augen geöffnet.“

Im Gefängnis begann er, über seine Entscheidungen nachzudenken. Er erkannte, dass es keinen einfachen Weg zu einem besseren Leben gibt und dass ehrliche Arbeit der einzige Weg ist, um langfristig eine sichere Existenz aufzubauen. Diese Erkenntnis änderte ihn grundlegend. Nach seiner Entlassung schwor er sich, sein Leben in die richtigen Bahnen zu lenken. Er fand Arbeit und begann, sich eine legale und stabile Zukunft aufzubauen. Heute schämt er sich für seine Vergangenheit, aber er ist auch dankbar für die zweite Chance, die ihm Österreich gegeben hat.

Abschließend lobte er den Workshop als eine großartige Möglichkeit, Jugendliche vor denselben Fehlern zu bewahren, die er gemacht hatte. Gleichzeitig plädierte er dafür, regelmäßige Treffpunkte für junge Menschen zu schaffen – Orte, an denen sie Schutz vor negativen Einflüssen finden und die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Sein größter Wunsch ist es, dass junge Menschen nicht in die gleichen Fallen tappen wie er damals. Sein Rat: „Beschäftigt die Jugendlichen, gebt ihnen eine Perspektive, zeigt ihnen, dass sie wertvoll sind. Denn wenn sie sich nutzlos fühlen, sind sie leichte Beute für falsche Freunde.“

Heute arbeitet er hart daran, ein guter Bürger zu sein, und möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Sein Weg war steinig, aber er hat gelernt, dass wahre Stärke darin liegt, aus Fehlern zu lernen und immer wieder aufzustehen.

Zukunftsperspektive

Der Verein AKIS (Afghanischer Kultur- und Integrationsverein in Österreich) kündigte an, sich für die Einrichtung eines regelmäßigen Treffpunkts für afghanische Jugendliche einzusetzen, sofern die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden.

Am Ende des Workshops erhielten alle Teilnehmer eine Teilnahmebescheinigung. Der Tag endete mit der Erkenntnis, dass Prävention, Bildung und Gemeinschaft die besten Mittel sind, um Extremismus entgegenzuwirken und ein friedliches Zusammenleben zu fördern.

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