Datum: 28.07.2025
Ort: UNHCR-Repräsentanz, Wien
Am 28. Juli 2025 fand ein bedeutendes und zugleich sensibles Arbeitstreffen mit Vertreter:innen des UNHCR Österreich in Wien statt. Für das UNHCR nahmen Mag.a Einzenberger (Leiterin der Rechtsabteilung), Mag.a Chahrokh (Community Outreach) sowie Mag.a Schöffl (Leitung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit) teil. Seitens der Zivilgesellschaft waren Dr. Delawar Afghan Kultur Verein in Wels, Herr Ghousuddin Mir Afghanischen kultur, Integration und Sport Verein AKIS sowie Walizadeh (Verein „NEUER START“) anwesend.
Ziel des Treffens war ein offener, menschenrechtsbasierter und konstruktiver Dialog über die aktuelle Lage afghanischer Geflüchteter – mit besonderem Fokus auf zwei besonders besorgniserregende Kontexte: den Iran und Indonesien.
Im Mittelpunkt des Austauschs stand die kritische Situation afghanischer Schutzsuchender im Iran. Wir berichteten über systematische Diskriminierung, strukturelle Benachteiligung, zunehmend unmenschliche Behandlung sowie über wiederholte und brutale Abschiebungen nach Afghanistan – trotz der anhaltend prekären Sicherheitslage. Dabei brachten wir die Stimmen und Perspektiven unserer Vereinsmitglieder:innen ein, die uns von persönlichen Betroffenheiten und familiären Schicksalen berichtet hatten. Ihre Erfahrungen spiegeln ein tiefes Gefühl von Ohnmacht, Angst und Verzweiflung wider, das viele in unserer Community prägt.
Wir betonten jedoch, dass sich die schwierige Lage afghanischer Geflüchteter nicht allein auf den Iran und Indonesien beschränkt. Auch in anderen Ländern der Region – darunter Tadschikistan, Usbekistan und Pakistan – sind viele Schutzsuchende mit massiven menschenrechtlichen Herausforderungen konfrontiert. Besonders alarmierend ist die Situation afghanischer Frauen, die nach ihrer oft willkürlichen und menschenrechtswidrigen Abschiebung unter das repressive Taliban-Regime geraten. In zahlreichen Fällen entstehen daraus schwerwiegende Gefährdungslagen, die als humanitäre Katastrophen zu bewerten sind. Wir appellierten an die internationale Staatengemeinschaft, diesen Entwicklungen mit erhöhter Aufmerksamkeit, konkreten Schutzmaßnahmen und nachhaltiger Unterstützung zu begegnen.
Der Austausch mit dem UNHCR verlief in einer offenen, respektvollen und professionellen Atmosphäre, die es ermöglichte, auch komplexe und belastende Themen mit der notwendigen Tiefe und Ernsthaftigkeit zu besprechen. Die Vertreter:innen des UNHCR zeigten großes Verständnis für die geschilderten Herausforderungen und betonten dass die Organisation – trotz begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen – nach wie vor in Afghanistan und im Iran humanitäre Hilfe leistet. .
Besonders wurde hervorgehoben, dass hochrangige Vertreter:innen des UNHCR unmittelbar nach der Eskalation die Grenzregion zwischen Afghanistan und Iran besucht haben, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen und schnellstmöglich weitere Hilfe zu leisten.
Ein weiterer Schwerpunkt des Treffens war die alarmierende Situation afghanischer Geflüchteter in Indonesien. Wir berichteten über wiederholte Hilferufe von Schutzsuchenden, die sich aus akuten Notsituationen heraus an unsere Vereine gewandt haben. In diesem Zusammenhang baten wir um eine Einschätzung zur Lage vor Ort und erkundigten uns nach konkreten Möglichkeiten der Unterstützung, des Schutzes oder einer möglichen Umsiedlung.
UNHCR verwies zudem auf die digitale Informationsplattform HELP.UNHCR.org, über die Geflüchtete in mehreren Sprachen aktuelle, verlässliche und lebensnahe Informationen zu Rechten, Asylverfahren und Unterstützungsangeboten erhalten können. Dieses niederschwellige Angebot stellt eine zentrale Ressource dar, um Betroffenen weltweit schnellen Zugang zu relevanten Informationen zu ermöglichen.
Wir danken dem Team des UNHCR für das offene Gespräch, die wertschätzende Haltung und das ehrliche Interesse an den Anliegen der Community-basierten Organisationen. Das Treffen hat erneut gezeigt, wie wichtig es ist, zivilgesellschaftliche Perspektiven in internationale Diskurse einzubringen. Wir hoffen auf eine Fortsetzung dieses Dialogs – im Sinne all jener, die heute und in Zukunft Schutz und Solidarität benötigen.



