Am 18. Oktober 2025 fand der siebte Workshop „Frauen gegen Extremismus und Gewalt“ in Pötschachgasse 1, 8605 Kapfenberg statt. Die Veranstaltung begann um 10:00 Uhr und wurde von 20 Teilnehmerinnen besucht. Für neun Kinder wurden Kinderbetreuung angeboten.
Organisation und Ablauf
Der Workshop wurde von Tamana Ayobi (psychosoziale Beraterin, Lebens- und Sozialberaterin, Trainerin und Coach mit langjähriger Erfahrung) geleitet, unterstützt von Sara Hashemi. Als externe Expertin vom Verein autonomer Frauenhäuser – Frauen Helpline gegen Gewalt war Frau Mag.a Pia Hoffmann anwesend.
Zu Beginn des Workshops wurden die Teilnehmerinnen gebeten, Datenschutz- und Verschwiegenheitserklärungen zu unterzeichnen und sich in die Teilnehmerinnenliste einzutragen. Während des Eintreffens erläuterten Mitarbeiterinnen des Vereins die geltenden Bestimmungen. Nach einer Begrüßung durch Obmann Ghousuddin Mir sowie weitere Teammitglieder wurde der Tagesablauf vorgestellt.
Kennenlernen und formulierte Erwartungen
Schon in der Kennenlernrunde äußerten viele Frauen konkrete Fragen zu Bildung, AMS-Betreuung und beruflicher Weiterentwicklung. Mehrere Teilnehmerinnen berichteten über nicht anerkannte Ausbildungen aus Afghanistan oder dem Iran sowie erschwerte Wiedereinstiege in pädagogische oder medizinische Berufe. Wiederholt wurde der Wunsch nach Basisbildungskursen, Bildungsberatung und weiterführenden Angeboten bei AKIS genannt.
Vortrag zu Bildung und Beruf
Im anschließenden Vortrag erläuterte Workshopleiterin Tamana Ayobi Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten in Österreich. Sie erklärte die zwei relevanten Wege:
- Anerkennung ausländischer Abschlüsse, sofern ein Studium absolviert wurde.
- Fortsetzung der schulischen Bildung in Österreich, insbesondere für Frauen, die ihre Ausbildung im Herkunftsland nicht abschließen konnten.
Sie wies darauf hin, dass auch Frauen mit geringer oder fehlender Schulbildung in Österreich von Grund auf weiterlernen können. Besonderes Thema waren die Schwierigkeiten jener Teilnehmerinnen, die im Iran zwar qualifiziert gearbeitet hatten, jedoch aufgrund ihres Flüchtlingsstatus keine offiziellen Zertifikate erhalten durften und ihre Berufserfahrung nicht nachweisen können. Viele dieser Frauen äußerten den Wunsch nach Unterstützung, um Kompetenzen anerkennen zu lassen und wieder im erlernten Beruf tätig zu werden.
Vortrag zu Gewaltprävention und Unterstützungsangeboten
Im zweiten Teil informierte Frau Mag.a Pia Hoffmann vom Verein autonomer Frauenhäuser über Gewaltformen und Schutzmöglichkeiten. Ihr Vortrag wurde für die Teilnehmerinnen zeitgleich auf Dari (persisch) übersetzt. Sie erläuterte die fünf Hauptformen von Gewalt – körperliche, psychische, sexualisierte, ökonomische Gewalt sowie Belästigung und Stalking – und ergänzte den Bereich der Cyber-Gewalt.
Hoffmann betonte, dass Gewalt in allen Gemeinschaften vorkommen könne und unabhängig von Herkunft oder Religion zu verurteilen sei. Sie ermutigte die Teilnehmerinnen, bei Gewalterfahrungen frühzeitig Hilfe zu suchen. Vorgestellt wurden die Hotline der Frauenhäuser, das Gewaltschutzzentrum, die Diakonie Frauenberatung sowie die Frauenhelpline. Es wurde klargestellt, dass Frauenhäuser telefonische, aufsuchende und notfallorientierte Unterstützung bieten. Zudem wurden Notrufnummern verteilt und auf die Möglichkeit hingewiesen, in akuter Gefahr sofort die Polizei zu verständigen.
Interaktive Diskussion und persönliche Beispiele
Im Austausch schilderten mehrere Frauen persönliche Erfahrungen, darunter Verletzungen der Privatsphäre, ständige Anrufe durch Dritte, abwertendes Verhalten von Partnern sowie emotionale und psychische Gewalt. Eine Teilnehmerin erkundigte sich nach rechtlichen Schritten wegen vermeintlicher Verleumdung. Andere schilderten Belastungen wie finanzielle Abhängigkeit oder fehlende Anerkennung ihrer Arbeit im Haushalt.
Die Teilnehmerinnen zeigten großes Interesse, stellten zahlreiche Fragen und diskutierten intensiv. Mehrere Frauen äußerten den Wunsch nach weiterführenden Workshops, Freizeitangeboten speziell für Frauen und zusätzlichen Kursen bei AKIS. Wiederholt wurde auch der Bedarf an Gewaltpräventions- und Aggressionsmanagementkursen für Männer angesprochen.
Atmosphäre und emotionale Belastung
Während des Workshops herrschte eine offene, respektvolle und vertrauensvolle Atmosphäre. Einige Inhalte führten zu emotionalen Reaktionen, weshalb mehrere Pausen eingelegt wurden. Die Workshopleitung erinnerte wiederholt an die Verschwiegenheitspflicht, um den geschützten Rahmen zu sichern.
Verpflegung und Pausen
In einer ersten Pause wurden belegte Käsesemmeln, frisches Obst, Mineralwasser und Tee serviert. Zusätzlich gab es eine Jause und ein Mittagessen, was von Expertinnen und Teilnehmerinnen positiv aufgenommen wurde.
Feedback und Rückmeldungen
Zum Abschluss gab es mündliche und schriftliche Feedbackrunde. Die Rückmeldungen waren überwiegend sehr positiv. Besonders hervorgehoben wurden:
- klarer, reibungsloser Ablauf
- sichere und vertrauensvolle Atmosphäre
- verständliche Darstellung der Unterschiede zwischen Streit und Gewalt
- Möglichkeit zur Teilnahme in der Muttersprache
- professionelle Kinderbetreuung
Gewünschte zukünftige Angebote umfassten unter anderem:
- Freizeitangebote speziell für Frauen
- Bildungsberatung in der Erstsprache
- Erklärungen zu Ausbildungsmöglichkeiten in Dari/Farsi
- Schulbildung für Frauen, die früh heiraten mussten
- Tanzkurse für Frauen
- Gewaltpräventions- und Aggressionsmanagementkurse für Männer
- verpflichtende Informationsveranstaltungen für Männer
Der Workshop zeigte deutlich den hohen Informationsbedarf in den Bereichen Gewaltprävention, Bildung und berufliche Orientierung. Gleichzeitig wurde der Wunsch nach weiteren muttersprachlichen Angeboten sichtbar. Die Veranstaltung bot einen wichtigen geschützten Raum, in dem Frauen ihre Erfahrungen teilen, Fragen stellen und Unterstützungsmöglichkeiten kennenlernen konnten.
This was funded by the Austrian Social Ministry













