Allgemeine Angaben:
● Ort: Pötschachgasse 1Kapfenberg 8605
● Datum & Uhrzeit: 18.10.2025 um 10:00 Uhr
● Anzahl Teilnehmerinnen:20
● Anwesende Dolmetscherinnen (Sprachen): Deutsch, Dari/Farsi
● Veranstaltende Organisation: Afghanischer Kulturverein AKIS
Durchführung:
● Workshopleiterin: Tamana AYOBI
● Stellvertretung: Sara Hashemi
● Expertin Wiener Frauenhäuser (Inhalte, zentrale Aussagen): Mag.ª Pia Hoffmann
● Expertin
● Wurde Kinderbetreuung benötigt? Wenn ja für wie viele Kinder: 9
Workshopinhalte & Verlauf (kurze Beschreibung + Einschätzung):
● Vorstellung / Einführung:
Zu Beginn des Workshops wurden die Teilnehmerinnen vom AKIS-Team gebeten, die Formulare zur Datenschutzerklärung und zur Schweigepflicht zu unterzeichnen. Anschließend erfolgte die Eintragung in die Teilnehmerinnenliste, während nach und nach alle Anwesenden eintrafen. Während des Eintreffens der weiteren Teilnehmerinnen erläuterten zwei Mitarbeiterinnen des Vereins die geltenden Datenschutz- und Verschwiegenheitsbestimmungen und ersuchten die Teilnehmerinnen, die entsprechenden Formulare zu unterzeichnen. Einige Teilnehmerinnen trafen mit zeitlicher Verzögerung ein. Der Workshop wurde mit einer Begrüßungsrede des Obmanns, Herrn Ghousuddin Mir, eröffnet. Im Anschluss richteten auch weitere Mitarbeiterinnen des Vereins ein herzliches Willkommen an die Anwesenden. Herr Mir stellte gemeinsam mit seinem Team den Ablauf des Tages vor und bot den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Am Anfang gab es keine Fragen, da die Teilnehmerinnen seelisch noch ankommen mussten.
● Kennenlernrunde & Erwartungen:
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● Bereits während der Kennenlernrunde stellten die Teilnehmerinnen zahlreiche Fragen und äußerten Anliegen, die ihre aktuelle Lebenssituation sowie ihren Wunsch nach Bildung und beruflicher Weiterentwicklung deutlich widerspiegelten. Einige ihrer Aussagen lauteten:
● „Könnten Sie mir bitte sagen, wie ich zu einem Basisbildungskurs komme?“
● „Ich habe meinem AMS-Berater schon sehr oft gesagt, dass ich eine Ausbildung machen möchte, aber er hört mir nicht zu.“
● „In Afghanistan war ich Gymnasiallehrerin. Wie kann ich am besten wieder im pädagogischen Bereich arbeiten?“
● „Ich habe im Iran viele Jahre im medizinischen Bereich gearbeitet. Meine AMS-Beraterin meinte jedoch, ich solle eine andere Ausbildung machen – in meinem Alter würde sich das nicht mehr lohnen. Wie soll ich da am besten vorgehen?“
● „Wie kann ich mehr von Ihren Angeboten nutzen? Meine Freundinnen haben sehr viel Positives über AKIS erzählt!“
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● Vortrag AMS / Bildung & Beruf:
Danach übernahm Frau Tamana Ayobi ihren Teil des Workshops. Sie stellte sich vor und erklärte den Frauen, worüber sie heute sprechen würde – nämlich über Bildung- und Berufsmöglichkeiten in Österreich.
Viele Teilnehmerinnen hatten Fragen zu den Themen Weiterbildung, Fortbildung und Anerkennung von Bildungsabschlüssen in Österreich. Frau Ayobi erklärte, dass es grundsätzlich zwei Wege gibt:
1. Wenn man im Ausland bereits studiert hat, kann man die ausländischen Abschlüsse in Österreich anerkennen lassen. Sie erläuterte, wie dieser Prozess abläuft, welche Schritte notwendig sind und wer die richtigen Ansprechpartner dafür sind.
2. Wenn man die Schule im Heimatland nicht abgeschlossen hat, kann man die schulische Bildung in Österreich fortsetzen.
Außerdem wies Frau Ayobi darauf hin, dass es auch für jene Frauen, die in ihrem Heimatland nur kurz oder gar nicht zur Schule gegangen sind, die Möglichkeit gibt, in Österreich von Grund auf (also „von Null an“) weiterzulernen. Frau Ayobi ist Psychosoziale Beraterin, Lebens- und Sozialberaterin, Trainerin und Coach mit langjähriger Erfahrung in der Flüchtlingsberatung, Betreuung sowie als Berufs- und Bildungsberaterin. Da sie derzeit im AMS-Kontext als Beraterin in einem Projekt für langzeitarbeitslose Frauen angestellt ist, kommt ihre Expertise den Frauen richtig zu Gute. Sie erklärte den Frauen, an wen sie sich wenden müssen, und was die Schritte für eine Anmeldung für Basisbildungskurse wären. Viele der Teilnehmerinnen, die zuvor im Iran lebten, sind hochqualifizierte Frauen mit umfangreicher Berufserfahrung. Zwei von ihnen haben beispielsweise eine Ausbildung und mehrjährige Praxis im medizinischen Bereich als medizinische Assistentinnen bzw. Krankenschwestern. Eine weitere Teilnehmerin ist eine Zahntechnikerin mit langjähriger Berufserfahrung.
Da diese Frauen jedoch im Iran als afghanische Flüchtlinge galten, durften sie zwar an Ausbildungen teilnehmen, erhielten jedoch keine offiziellen Abschlüsse oder Zertifikate. Ihre Berufserfahrung können sie heute ebenfalls nicht nachweisen, da ihnen im Iran die Ausstellung entsprechender Bestätigungen oder Dokumente verweigert wurde.
Aus diesem Grund sind die betroffenen Frauen derzeit arbeitslos und können ihr erworbenes Wissen und ihre praktischen Fähigkeiten in Österreich nicht nutzen. Sie äußerten den Wunsch nach Unterstützung und Beratung, um herauszufinden, wie sie ihre Kompetenzen anerkennen lassen, ihr Können nachweisen und in Österreich wieder in ihrem erlernten Beruf tätig werden können. An dieser Stelle wünschten sich die Frauen mehr Bildungsberatung und auch Basisbildungskurse beim AKIS besuchen zu dürfen, das ihnen die Atmosphäre sehr gefiel und gut tat.
● Vortrag Lebenshilfe Wien (Häusliche Gewalt, Schutzmaßnahmen):
Frau Mag.a Pia Hoffmann von der Lebenshilfe Wien – Fachstelle Psychologische Begleitung, leitete den Workshop als weitere Expertin. Nach einer kurzen Vorstellung und Erläuterung des Ablaufs erklärte sie den Unterschied zwischen Gewaltformen, dass es zB. 5 Formen von Gewalt gibt und dass jede Form von Gewalt inakzeptabel ist. Sie forderte die Teilnehmerinnen auf, bei Gewalterfahrungen frühzeitig Hilfe zu suchen und sich an Vertrauenspersonen oder die Polizei zu wenden. Zudem stellte sie einige Angebote der Stadt Wien vor, die sowohl Schutz als auch telefonische Beratung bieten – auch für Frauen, die ihr Zuhause noch nicht verlassen können.
Frau Hoffmann wies darauf hin, dass Gewalt in allen Gemeinschaften vorkommen kann, unabhängig von Herkunft oder Religion.
Die 5 Formen der Gewalt wären:
1. Körperliche Gewalt: umfasst Handlungen wie Treten, gegen die Wand drücken, Stoßen, Schlagen oder Würgen.
2. Psychische Gewalt: zeigt sich durch Beleidigungen, Demütigungen, ständige Abwertungen oder Missachtung.
3. Sexualisierte Gewalt: beinhaltet sexuelle Belästigung, Nötigung, Vergewaltigung sowie alle sexuellen Handlungen gegen den eigenen Willen.
4. Ökonomische Gewalt: äußert sich etwa durch den Entzug des Zugangs zu Geld, das Verbot zu arbeiten oder das Verbot, ein eigenes Bankkonto zu führen.
5. Belästigung und Stalking: dazu gehören häufige, unerwünschte Anrufe, Nachrichten, Briefe oder E-Mails, aber auch ständiges Beobachten, Verfolgen, Beschimpfen oder Bedrohen.
Cyber-Gewalt: umfasst Formen digitaler Gewalt wie Standortüberwachung, Hasskommentare in sozialen Medien oder Identitätsdiebstahl durch gefälschte Profile.
Während der Erklärung der verschiedenen Formen von Gewalt beteiligten sich die Teilnehmerinnen aktiv am Gespräch. Mehrfach meldeten sie sich zu Wort und teilten eigene Erfahrungen. Als einige Teilnehmerinnen sehr persönliche Beispiele nannten, erinnerte die Workshopleitung an die Verschwiegenheitspflicht, um den geschützten Raum und die Vertraulichkeit innerhalb der Gruppe zu wahren.
Schritte im Notfall / Notrufnummern verteilt:
Den Teilnehmerinnen wurde vermittelt, dass es in ganz Österreich zahlreiche Frauenhäuser gibt, die umfassende Unterstützung und Schutz für von Gewalt betroffene Frauen bieten. Dabei wurde besonders betont, dass es keinesfalls beschämend ist, sich gegen Gewalt in der Partnerschaft zu wehren und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Im Rahmen des Workshops wurde auch die Hotline der Frauenhäuser vorgestellt, um den Frauen den Zugang zu Beratung und Unterstützung zu erleichtern. Es wurde erläutert, dass Frauenhäuser nicht nur telefonische Beratung, sondern bei Bedarf auch aufsuchende Hilfe anbieten.
Darüber hinaus wurden die Teilnehmerinnen ausdrücklich darauf hingewiesen, im Falle einer akuten Gefahr unverzüglich die Polizei zu verständigen.
Abschließend wurden das Gewaltschutzzentrum, die Diakonie Frauenberatung sowie die Frauenhelpline und deren jeweilige Angebote vorgestellt.
● Interaktive Diskussion (Fragen, Themen, Dynamik):
Eine Teilnehmerin berichtete, dass jemand ihre Familienfotos gestohlen und diese anschließend der Polizei übergeben habe – verbunden mit einer falschen Anschuldigung, sie hätte etwas begangen. Der Vorwurf stellte sich später als unbegründet heraus. Die Teilnehmerin wollte wissen, welche rechtlichen Schritte sie wegen einer möglichen Verletzung der Privatsphäre bzw. des Datenschutzes sowie wegen Verleumdung einleiten könne.
Eine andere Teilnehmerin erzählte, dass der Ehemann ihrer Freundin sie wiederholt mit ständigen Anrufen belästigt habe und erst damit aufhörte, nachdem sie ihm mit einer Anzeige bei der Polizei drohte.
Eine weitere Frau berichtete, dass ihr Ehemann sie und die Kinder immer wieder daran erinnere, dass sie nur wegen ihm gutes Essen, schöne Kleidung und Urlaubsreisen hätten.
Ebenfalls schilderte eine Teilnehmerin, dass ihr Mann ihr täglich Untätigkeit vorwerfe, obwohl sie den gesamten Haushalt, die Kindererziehung und sämtliche organisatorischen Aufgaben alleine bewältigt.
Während des Workshops entstanden viele interessante Fragen und persönliche Erfahrungen zum Thema Gewalt. Die Teilnehmerinnen fühlten sich wohl in dem geschützten und sicheren Rahmen, um offen über ihre Erlebnisse zu sprechen. Zudem wurde kollektiv Dankbarkeit für das Angebot dieses Workshops und die Möglichkeit ausgedrückt, sich in der Muttersprache mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es wurde wieder der Wunsch nach mehr Freizeitaktivitäten, spezielleren Workshops für Frauen und einer Fortsetzung des jetzigen Workshops in der gleichen Gruppe geäußert. Eine Teilnehmerin betonte, dass es nicht sein könne, dass nur Frauen sich weiterbilden und aufklären lassen; es sollten auch Workshops für Männer angeboten werden. Sie fragte, warum es keine Aggressionsmanagement- und Gewaltpräventionskurse für Männer gibt, wo diese Formate dringend benötigt würden.
● Erfahrungsaustausch (zentrale Punkte / Emotionen):
Insgesamt herrschte eine vertrauensvolle und respektvolle Atmosphäre, die den Frauen ermöglichte, offen Fragen zu stellen und sich ernst genommen zu fühlen. In diesem Zusammenhang erinnerte die Workshop-Leiterin nochmals an die Verschwiegenheitspflicht, um den geschützten Rahmen zu wahren.
Eine Teilnehmerin berichtete, dass ihr Ehemann abwertend zu ihr gesagt habe: „Was machen Frauen schon? Ein Kind austragen, atmen und dabei schieben – mehr ist das nicht.“ Zudem habe er geäußert, dass Frauen „den ganzen Tag zu Hause seien und nichts tun“, und die Arbeit im Haushalt nicht einmal als richtige Arbeit bezeichnet.
Die Teilnehmerinnen reagierten sehr emotional, insbesondere während der Besprechung der verschiedenen Formen von Gewalt. Viele Frauen wirkten nachdenklich und berührt von den Inhalten.
Eine Teilnehmerin äußerte sich während der Diskussion über psychische Gewalt mit den Worten: „Wenn das schon als Gewalt gilt, dann will ich gar nicht darüber reden, was ich alles erlebt habe.“
Sie berichtete anschließend, dass ihr Ehemann häufig zu ihr sage, sie habe nur deshalb schöne Kleidung, weil er arbeiten gehe. Er werfe ihr vor, sein Geld auszunutzen, da sie selbst nicht arbeite und „den ganzen Tag zu Hause sei“.
● Unterhaltung (welches Programm, wie wurde es aufgenommen):
● Gemeinsames Essen (Stimmung, Beteiligung):
Während der ersten Pause wurde ein reichhaltiges Frühstück mit belegten Käsesemmeln, frischem Obst, Mineralwasser und Tee serviert, was bei Expertinnen und Teilnehmerinnen auf große Freude stieß.
● Feedbackrunde (Zitate, Rückmeldungen, Kritik, Lob):
Zum Abschluss des Workshops erhielten alle Teilnehmerinnen einen Feedbackbogen, den sie sorgfältig ausfüllten. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv: Die Frauen zeigten große Zufriedenheit, bedankten sich mehrfach für die Möglichkeit, heute Neues zu lernen, und freuten sich über die gemeinsame Zeit mit anderen Frauen. Besonders hervorgehoben wurden der reibungslose Ablauf des Workshops, die einfühlsame Sorge um das Wohl der Teilnehmerinnen sowie die geschaffene vertrauensvolle und sichere Atmosphäre. Zudem wurde ausdrücklich die klare und verständliche Abgrenzung zwischen Streit und Gewalt gelobt, die vielen Teilnehmerinnen neue Einsichten bot.
Besonders geäußert wurden folgende Wünsche:
● Freizeitangebote speziell für Frauen
● Bildungsberatung in der jeweiligen Erstsprache
● Erklärung von Ausbildungsmöglichkeiten in der Muttersprache
● Möglichkeiten zur Fortsetzung der Schulbildung für Frauen, die sehr jung heiraten mussten und ihre Schule nicht abschließen konnten
● Tanzkurse für Frauen
● Kurse zu Aggressionsmanagement und Gewaltprävention für Männer
● Verpflichtende Veranstaltungen für Männer
Teilnehmerinnenperspektive:
● Erwartungen und Wünsche zu Beginn:
Die Erwartungen der Frauen an den Workshop bestanden darin, mehr über das Thema Gewalt zu erfahren und zu lernen, wo sie Hilfe erhalten können. Sie wollten zudem wissen, wie sie anderen Betroffenen Unterstützung bieten und wie sie Kinder vor Extremismus schützen können, der durch die sozialen Medien verbreitet wird.
● Wichtige Fragen oder Themen aus der Gruppe:
Ein zentrales Thema war die Frage, ob psychische Gewalt ebenfalls eine Form von Gewalt darstellt. Dabei wurde betont, dass eine Frau sich niemals von gesellschaftlichen Erwartungen oder Druck beeinflussen lassen sollte. Hilfe in Anspruch zu nehmen, wurde als Ausdruck von Stärke dargestellt. Letztlich ist es ihr Leben, und sie soll selbst entscheiden, was sie akzeptiert und was nicht.
● Besonders bewegende Aussagen oder Geschichten:
Viele Frauen nannten Ungerechtigkeit, “Frauenrechte nur auf Papier“, fehlende Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen, Armut, finanzielle Abhängigkeit sowie Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursachen für Gewalt in der Familie. In diesem Zusammenhang wurde besonders betont, wie wichtig Bildungsangebote und sinnvolle Freizeitbeschäftigungen für Frauen sind.
● Rückmeldung zur Kinderbetreuung:
Für die Kinder der Teilnehmerinnen stand während des gesamten Workshops eine qualifizierte Betreuungsperson zur Verfügung, die sich um sie kümmerte. Die Mütter zeigten sich sehr begeistert von dieser Möglichkeit und waren zufrieden, dass ihre Kinder gut aufgehoben waren, Spaß hatten und ihnen somit kein Hindernis bei ihrer Weiterbildung darstellten.
● Rückmeldung zur Übersetzung (Verständlichkeit, Qualität):
Für die Übersetzung während des Workshops war die Leiterin, Frau Ayobi, zuständig, die unter anderem über langjährige Erfahrung als Dolmetscherin verfügt. Dadurch konnten die Gespräche zwischen der Expertinnen, Frau Mag.a Rösslhummer und Frau Jurik, und den Teilnehmerinnen problemlos stattfinden.
Organisatorische Einschätzung:
● Welche Verpflegung wurde angeboten:
Jause und Mittagessen
● Besondere Herausforderungen (z. B. verspätete Ankunft, Sprachbarrieren, emotionale Belastung):
Verspätungen wegen Busplan am Wochenende, Redebedarf der Teilnehmerinnen, sehr emotionales Thema für manche Teilnehmerinnen. Während des Vortrags mussten wir mehrere Pausen machen, da einige Teilnehmerinnen sehr emotional wurden.











